+++ Chronik Tartlau ist versandbereit +++
DAMALS UND HEUTE... Karneval, Fastnacht und Fasching
Fasching hat eine lange Tradition und auch bei uns in Tartlau war es ein langjähriger Brauch. Selbst in schwierigen Zeiten wurde in der alten Heimat Fasching gefeiert.
Zahlreiche Teilnehmer waren schon im Jahre 1943 mit großer Begeisterung dabei Fasching zu feiern, so wie das Bild weiter unten zeigt.
In der neuen Heimat startet mit der Weiberfastnacht für viele Karnevalisten ein fast einwöchiger Party-Marathon. Höhepunkt des bunten Treibens ist der Rosenmontag. Dann regnet es bei großen Umzügen durch die Straßen in Köln, Düsseldorf, Bonn oder Mainz jede Menge Süßigkeiten. Letzter Tag des Faschingstreibens ist der Dienstag. Am Aschermittwoch ist dann alles vorbei und manche Karnevalsgesellschaft hält ihr Fischessen, gegen den "Kater". Vom Fernsehen werden zahlreiche Sendungen ausgestrahlt, in denen man das bunte Treiben, die herrlichen Kostüme und viele fröhliche Menschen erleben kann.
Dabei werden Erinnerungen aus der Tartlauer Faschingszeit wach, die ich mit einer frohen und lustigen Zeit verbinde. Ich versuche Einzelheiten von vor mehr als 30 Jahren heraufzubeschwören, muss aber feststellen, dass viele schon verblasst sind. Mein Album und Fotos von Freunden und Bekannten helfen mir wieder auf die Sprünge.
An dem Narrentreiben in den Hochburgen des Faschings kann die Tartlauer Fasching nicht gemessen werden, jedoch war bei uns die Stimmung und das muntere Treiben in den Straßen und Gassen am Umzugstag, Dienstag vor Aschermittwoch, und auf dem traditionellen Faschingsball genau so lustig. Die ganze Gemeinde hat gewissermaßen teilgenommen, Spaß gehabt und sich daran erfreut. Mancher hat sich wegen dem Lärm und dem Geschrei auch geärgert, aber das waren nur wenige.
Der Umzug wurde von männlichen Jugendlichen, die zum Militärdienst einrücken mussten, bestritten. Sie konnten sich in dieser Weise nochmal der ganzen Gemeinde "von ihrer besten Seite" zeigen und ein letztes Mal vor der schweren Militärzeit und alle gemeinsam vor Beginn der Leidenszeit nochmal ausgiebig und ausgelassen feiern.
Für ein rauschendes Abschiedsfest nach dem Umzug wurden in großen geflochtenen Körben Eier, Speck, Getränke und Geld gesammelt. Zum Dank tanzte ein maskiertes Brautpaar zu Akkordeonmusik ein flottes Tänzchen. Das Paar wirkte dabei meistens grotesk, denn die beiden männlichen "Narren" - der Bräutigam klein, die Braut viel größer - taten sich oft schwer mit dem koordinierten Tanzen.
Die Maskierten zogen mit geschmückten Planwagen und Pferdegespannen durch die Straßen, wobei jeder Wagen seine eigene Funktion hatte. Auf einem der Wagen war ein Ofen aufgebaut, auf welchem Rühreier und Pfannkuchen (Kletitten) zubereitet wurden. Auf einem anderen Wagen wurde geturnt und gejauchzt. Auffallend an den Wagen waren an Rädern befestigte Puppen aus Holz, Stroh und Papier, die sich wie im Tanz drehten.
Manchmal war auch ein Eselskarren dabei, den vor allem die Kinder sehr mochten.
Neben dem maskierten Fußvolk gab es einige Reiter, die die Bewunderung der Bevölkerung auf sich zogen, aber nicht selten auch gefürchtet waren. Ihre Pferde schonten sie bei ihren mutigen und riskanten Ritten keinesfalls und mancher Pferdebesitzer bangte um sein Tier. Mit Trompeten und Rasseln machten Sie auf den nahenden Umzug aufmerksam.
Für die große Abendparty mit Musik und Tanz mussten natürlich auch Mädels "eingefangen" werden. Diese brachte man zu den Planwagen und nahm sie mit, wogegen die Mädel sich "zum Schein" wehrten, aber doch gerne mitfuhren. Besorgte Mütter und Väter schauten hinterdrein.
Prächtig schimmernde Kostüme, Perücken, Glanz und Glitter gab es bei uns weniger. Die Mittel für prunkvollen Pferdewagenschmuck waren ebenfalls begrenzt. Dennoch versuchte man jährlich, besser, närrischer und toller zu sein als in dem Umzug vom Vorjahr.
Es gab in diesem Zusammenhang keine einheitlichen Kostüme und damit verbunden keine alten Traditionen wie bei den Urzeln im siebenbürgischen Agnetheln, wo der Brauch inzwischen runde 300 Jahre alt ist. Dort hat die Entstehung der Zünfte im 16. Jahrhundert und die daraus entwickelten Bräuche mit dazu beigetragen, dass 1689 erstmals der Brauch Mummenschanz der Zünfte als Vorgänger der heutigen Urzeln erwähnt wurde. Träger war das Handwerk. Der Brauch wurde sogar von Urzelnveteranen 1965 nach Sachsenheim verpflanzt. Seither geht es mit Riemenpeitschen, großen Kuhglocken in schwarzen Gewändern lauthals durch die Gassen und Straßen.
Gegenüber anderen Nachbargemeinden, die keinen Umzug hatten, waren wir trotzdem einzigartig.
Ein weiteres wichtiges Ereignis in der Faschingszeit war der traditionelle Faschingsball.
Jedes Jahr wurden auf’s Neue Kostüme improvisiert, geschneidert und gebastelt. An tollen Ideen, Phantasie, Begeisterung und handwerklichem Können hat es uns nie gefehlt. Das wurde auf dem Ball mit der Verleihung von Preisen gebührend belohnt, nachdem die Jury durch Aufmärsche alle Maskierten begutachten konnte.
Nicht zu vergessen auch die Faschingsfeten in der Schule und später im "Kränzchen".
Gemäß einem Bericht von Otto Vásárhelyi jr. aus Tartlau wird dort auch heute nach alter Tradition Fasching gefeiert. Es gibt Umzüge mit unterschiedlichen Themen z.B. "Ägypten" oder "Asterix und Obelix". Nach dem Umzug fand 2009 eine Faschingsparty im Popas Căprioara im Honigberger Wald statt.
Als Fazit kann man sagen, dass wir alle viel Spaß in der Faschingszeit hatten und haben... damals und heute. Ich möchte sie nicht missen und alle dazu ermuntern, bei den Veranstaltungen unserer Landsmannschaften mitzumachen.
Quellen: Ersterscheinung in "Tartlauer Wort", Pfingstausgabe 2010.
Erstellt: 13. August 2010 - 12:19. Geändert: 16. August 2012 - 9:53.
- Anmelden oder Registrieren um Kommentare zu schreiben
- 9818 Aufrufe