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Kirchenburg Tartlau - UNESCO-Welterbestätte seit 1999

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Der Deutsche Ritterorden und das Burzenland

Der Deutsche Ritterorden erhielt das Burzenland durch königliche Schenkung im Jahr 1211. Anlässlich des 800jährigen Jubiläums finden Sie hier einen Überblick zu den geschichtlichen Hintergründen.

Zu allen Zeiten haben Menschen aus politischen, religiösen oder wirtschaftlichen Gründen ihre Heimat verlassen, wie wir es selbst auch erfahren haben.

Deutscher Ritterorden im 13. Jahrhundert (Pästina/Heiliges Land)

Während den Kreuzzügen wurden mehrere Ritterorden gegründet. Nach Johanniter- und Templerorden war der Deutsche Orden der dritte der im Heiligen Land gegründeten Ritterorden. Er geht zurück auf ein Feldlazarett, das von Kaufleuten aus Lübeck und Bremen während der Belagerung Akkons im Jahr 1190 errichtet wurde. Dieses wurde von vielen deutschen Adligen, sowie dem Kaiser Heinrich VI gefördert. Die kleine Gemeinschaft entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit von einer karitativen Bruderschaft zu einem geistlichen Ritterorden.

1198/1199 folgte die Erhebung zum Ritterorden durch den Papst. Aufgaben waren die Krankenpflege und der Schutz der Pilger. Von den Templern wurde der weiße Mantel übernommen, anstelle des roten Kreuzes trat das schwarze Kreuz. Die Frühzeit des Ordens ist in den Quellen nicht besonders gut dokumentiert. Der älteste bezeugte Namen lautet "Fratres hospitalis sanctae Mariae Theutonicorum Ierusolimitanorum", übersetzt "Brüder vom deutschen Marienhospital in Jerusalem". Daneben finden sich noch andere Benennungen, deren dauerhafteste schließlich lautete: "Ordo Theutonicorum" – "Orden der Deutschen" oder "Deutscher Orden".

Nachdem Friedrich II. 1212 in Mainz zum deutschen König gekrönt wurde, hatten sie einen mächtigen Förderer. Großmeister des Ordens war 1210 - 1239 Hermann von Salza, ein geschickter Politiker und enger Vertrauter des späteren Kaisers, der auch vom Papst geachtet wurde. Allerdings konkurrierten nun im Heiligen Land drei Ritterorden, was mitunter zu heftigen Auseinandersetzungen führte. Deshalb kam es dem Orden durchaus gelegen, dass der ungarische König Andreas II. ihn um Unterstützung beim Kampf gegen die heidnischen Kumanen im Burzenland ersuchte. Der Orden zögerte nicht, diese Chance zu ergreifen.

Der Ritterorden im Burzenland

Der Deutsche Ritterorden erhielt das Burzenland (historisches Gebiet im Südosten Siebenbürgens) durch königliche Schenkung im Jahr 1211. In der Schenkungsurkunde wird gesagt, dass diese Gegend "leer und unbewohnt" (deserta et inhabita) war. Dagegen beweisen die Ortsnamen und die archäologischen Funde, dass zu dieser Zeit eine bodenständige rumänische Bevölkerung hier lebte. Neuere Ausgrabungen in Marienburg zeigen aber, dass es auch schon deutsche Siedler gab, siehe z. B. Fototafel in der Tartlauer Kirchenburg. Mit den Ordensrittern kamen neue Siedler, besonders auch aus Thüringen. Hier spielten die dynastischen Verbindungen zwischen Ungarn und Thüringen eine Rolle - die ungarische Königstochter Elisabeth war mit dem Landgraf Ludwig von Thüringen verheiratet. Auch Hermann von Salza stammte aus Thüringen. Nach eigenen Sprachvergleichen dürften die Tartlauer aber zum Teil aus der Eifel stammen.

Der Deutsche Ritterorden im Burzenland. Ölgemälde von Hans Batschi, 50 x 70 cm, 2010. Foto: Rolf Batschi, 2010.

In kürzester Zeit sicherten die Ordensritter die wichtigsten Pässe über die Karpaten. Die zur Zeit des Ritterordens durchgeführte Kolonisation verfolgte auch militärische Zwecke. Deshalb wurden die Siedlungen entlang der Hauptverkehrswege angelegt, und zwar als Straßen- oder Zeilendörfer. Die deutschen Bewohner wurden in Zehntschaften und Hundertschaften eingeteilt. Aus diesen entstanden später die Nachbarschaften, die von einem gewählten "Burjer" geführt wurden. Eine Zehntschaft bestand aus zehn Einzelfamilien, eine Hundertschaft aus zehn Zehntschaften. Zwei bis vier Zehntschaften bildeten anfangs eine Siedlung.

Eine Hundertschaft, die gleichzeitig auch einen Gerichtsstuhl bildete, umfasste 3 - 4 Siedlungen. An der Spitze der Hundertschaft stand ein Richter (Comes) und ein Hann. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts bestanden im Burzenland folgende sächsische Gerichtsstühle oder Hundertschaften:
1. Kroner Stuhl (Corona oder die Siedlung in der inneren Stadt, die Altstadt "Brascho" unter dem Martinsberg, Bartholomä, Brenndorf)
2. Marienburger Stuhl (Marienburg, Rothbach, Nußbach, Heldsdorf)
3. Tartlauer Stuhl (Tartlau, Honigberg, Petersberg)
4. Rosenauer Stuhl (Rosenau, Neustadt, Weidenbach)
5. Zeidner Stuhl (Zeiden, Wolkendorf und vielleicht zwei untergegangene Ortschaften: Toindorf und Arndorf)

Jede Hundertschaft musste eine Burg errichten und instand halten.

Die Burg des Marienburger Stuhles war die Marienburg des Ritterordens. Die heute als Marienburg bekannte Ruine ist allerdings eine erst im 14. Jahrhundert errichtete Bauernburg. Zum Zeidner Stuhl gehörte die Schwarzburg. Zum Rosenauer Stuhl gehörte der älteste Teil der heutigen Rosenauer Burg. Zum Kroner Stuhl gehörten die Burg auf der Zinne und wahrscheinlich eine auf dem Martinsberg. Die Burg des Tartlauer Stuhles war die Kreuzburg bei Teliu, die schon vor dem Jahr 1222 bestand. Ihren Namen erhielt sie von der Kreuzkirche in Tartlau, deren Erbauung demnach noch früher anzusetzen ist. In der Verleihungsurkunde, die Andreas II. 1211 dem Deutschen Ritterorden ausstellt, ist der Grenzfluss "Tortillou" erwähnt. In der Urkunde, in welcher der der ungarische König die Verleihung an den Ritterorden erneuert, wird der Grenzfluss "Tartelove" genannt.

1225 war die Zeit der Ordensritter abgelaufen. Weil sie mit Unterstützung des Papstes nach einem unabhängigen Ordensstaat strebten und weil sich die Machtverhältnisse am ungarischen Hof verändert hatten, widerrief der König die Privilegien, die er den Ordensrittern gegeben hatte und verwies sie des Landes. Der Deutsche Orden folgte darauf einem Hilfegesuch des Herzogs von Masowien (im heutigen Polen), um gegen die heidnischen Pruzzen zu kämpfen. Hier an der Ostsee entstand ein Ordensstaat, der bis 1466 hielt.

Wir, die Nachkommen der deutschen Siedler, sind im Schatten der Wehranlagen aufgewachsen, deren Bau zur Zeit des Ordens begann.


Dank an Gernot Nussbächer, Historiker in Kronstadt und an meinen Vater, Hans Batschi sen., Hobbyhistoriker.

Autor: Johann Batschi jun.

Erstellt: 31. Dezember 2010 - 16:39. Geändert: 28. August 2011 - 16:23.