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Kirchenburg Tartlau - UNESCO-Welterbestätte seit 1999

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Unser Hobby „Bergwandern“

Den "Virus" des Bergwanderns bekam ich als Elfjähriger eingepflanzt und seither möchte ich diese Art der Freizeitbetätigung nicht mehr missen. Nach einer Unterbrechung von einigen Jahren, in denen man meinte sich ausschließlich um das berufliche Weiterkommen kümmern zu müssen, stellt dieses Hobby nun seit geraumer Zeit wieder eine Konstante unserer Freizeitbeschäftigungen dar.

Wandern in den Karpaten

Wandern hat in Siebenbürgen eine lange Tradition. So gründeten die Siebenbürger Sachsen bereits 1880 den Siebenbürgischen Karpatenverein, den ältesten Bergsteigerverein Rumäniens. Die rührigen Mitglieder (hauptsächlich Siebenbürger Sachsen) legten zahlreiche Wegmarkierungen an, errichteten 60 Schutzhütten und bauten die erste organisierte Bergrettung in Siebenbürgen auf.

1972 wanderten wir im Fogarascher Gebirge von Hütte zu Hütte. Foto: V. Kirres sen., 1972.

In Tartlau gab es in der früheren und näheren Vergangenheit auch immer wieder Interesse, die faszinierende Bergwelt zu erkunden. Die ersten Fotos von Ausflügen der Eltern und Großeltern entdeckten wir als Kinder (meine Schwester Heidrun und ich) in einem Familienalbum. Die landschaftlichen Reize haben uns schon als Kind berührt und wir waren sofort Feuer und Flamme als wir zusammen mit unseren Eltern und Cousine Agathe im Sommer des Jahres 1969 unsere ersten unvergesslichen Wanderungen im Krähenstein (Ciucaş) unternahmen.

Während der nächsten Jahre wurde dies zur Familientradition ausgebaut. Einige Tage der Sommerferien waren fest für das Wandern in den Südkarpaten eingeplant. So folgten in den nächsten Jahren Wanderungen durch Butschetsch (Bucegi), Königstein (Piatra Craiului) und Fogarascher Gebirge (Munţii Făgăraş).

Nachdem die Wanderhütten nicht gerade üppig mit Lebensmitteln ausgestattet waren und diese obendrein noch teuer waren, packte man so viel in den Rucksack, wie man eben tragen konnte. Als Wanderschuhe mussten Tennis-Schuhe oder Halbschuhe herhalten. Mit Blasen musste man sich spätestens ab dem zweiten Tag abfinden. Das war nicht gerade die ideale Bergausstattung, hat aber dem Spaß keinen Abbruch getan.

Anlässlich des Sachsentreffens 2011 unternahmen wir eine spätsommerliche Wanderung im Krähenstein (Ciucaş). Foto: V. Kirres, 2011.

In späteren Jahren folgten weitere Wandertouren im Freundeskreis wie etwa 1977 durch das Fogarascher Gebirge. Wir wanderten von Hütte zu Hütte, kamen an wunderschönen Gletscherseen (z.B. Bâlea-See) vorbei und bestiegen natürlich auch die Spitzen Negoiu und Moldoveanu.

Anlässlich unseres Besuchs zum 21. Sachsentreffen in Kronstadt 2011 (Jubiläum 800 Jahre Burzenland), konnten wir es natürlich nicht unterlassen an einem herrlichen Spätsommertag in großer Gruppe einen Tagesausflug zum Krähenstein zu machen. Es war eine hervorragende Gelegenheit sich an gemeinsame Unternehmungen vergangener Jahre zu erinnern und am Ende des Tages ein voller Erfolg.

Auf den Spuren von Humboldt zum Teide

Vom Reiz der kanarischen Inseln konnten wir uns schon 2006 während unseres Aufenthalts auf La Palma überzeugen. Für den Sommer 2012 hatten meine Frau Wilhelmine und ich Teneriffa als Urlaubsziel auserkoren, natürlich verbunden mit der Absicht den höchsten Berg Spaniens, den Pico del Teide (3718 m), zu besteigen.

Kein Geringerer als Alexander von Humboldt hat dies bereits 1799 getan und dabei die Höhe des Gipfels barometrisch fast auf den Meter genau bestimmt. Zugegeben, wir waren nicht wie Humboldt von La Orotava aus fast zwei Tage mit Maultier und zu Fuß unterwegs um überhaupt an den Teide ranzukommen, sondern fuhren wie heute üblich bis zum Parkplatz TF-21, km 40, auf 2350 m mit dem Mietwagen. Die restlichen 1450 Höhenmeter zu überwinden war jedoch auch schon der Herausforderung genug.

Die bekannten Teide-Eier aus Basalt säumen den Aufstieg zum Pico del Teide. Foto: V. Kirres, 2012.

Am Tag der Besteigung stehen wir um 5:30 Uhr auf, weil wir die Anfahrt von unserem Hotel in Playa de las Americas im Süden der Insel über eine serpentinenreiche Strecke noch vor uns haben. Eine gewisse Anspannung ist deutlich spürbar. Beim Frühstück wird diesmal nicht viel gesprochen, jeder von uns ist mit sich selbst beschäftigt. Sind wir denn ausreichend fit und gut vorbereitet? Meine Frau Wilhelmine und ich prüfen nochmal, ob das Gepäck vollständig ist und ob wir auch die Genehmigung für die Pico-Besteigung (diese musste im Vorfeld über eine Internetseite beantragt werden) eingesteckt haben.

Um 9 Uhr starten wir auf 2350 m bei strahlendem Wetter die Besteigung des Gipfels. Die ersten Kilometer fühlen sich zunächst als Spaziergang an. Bei moderater Steigung kommen wir gut voran. Wir haben eine herrliche Aussicht und die anfängliche Anspannung ist einer gewissen Erleichterung gewichen.

Bald kommen wir an den bekannten Teide-Eiern vorbei. Riesige Steine liegen wie Basaltbomben, manche so groß wie Kleinwagen, verstreut im Gelände. Man kann sich nur ausmalen, was für Naturgewalten hier in der Schöpfungsphase gewirkt haben. Später wandern wir an schwarzen Lavaströmen entlang, dazwischen zeigt sich rotbrauner bis hellgelber Bims. Unwillkürlich hält man inne und versucht festzustellen, ob die Lavaströme nun wirklich erstarrt oder doch noch in Bewegung sind.

Bald schon wird aus dem gemütlichen Spaziergang ein steiler Anstieg. Foto: V. Kirres, 2012.

Im Vergleich zu den uns bestens bekannten Alpenlandschaften wirkt die Landschaft in ihrer Kargheit etwas unheimlich, strahlt aber schon deswegen einen spezifischen Reiz aus.

Nach ca. 2 Stunden geht es dann richtig zur Sache. Die Steigung wird steiler und wir gewinnen zunächst rasch an Höhe. Ab ca. 3000 m Höhe werden die Intervalle zwischen den Pausen unweigerlich kürzer. Ein Blick auf die Uhr zeigt, dass wir unseren Zeitplan wohl nicht ganz einhalten können. Haben wir uns überschätzt?

Etwas frustrierend ist, dass der Teide für längere Zeit gar nicht mehr sichtbar ist und sich beharrlich hinter ziemlich unfreundlichen Lavawällen versteckt. Wilhelmine klagt über ein sonderbares Kribbeln in den Beinen. Ich versuche ein gewisses Tempo zu halten, merke jedoch, dass sich schon nach relativ kurzer Zeit ein unüberhörbares Herzklopfen einstellt. Somit ist Vorsicht angesagt und wir finden nach und nach das für uns optimale Tempo.

Oder sollen wir lieber umkehren? Auf der anderen Seite haben wir nun schon mehr als die Hälfte der Strecke hinter uns und die herrliche Aussicht auf das Umland belohnt uns immer wieder für die Anstrengung und treibt uns weiter voran.

Nun taucht auch wieder die Spitze auf und entlockt uns weitere Kraftreserven. Die letzten 160 m Anstieg ab der Seilbahnstation dürfen nur mit spezieller Genehmigung begangen werden um den Massentourismus auf dem schmalen Kratergrat zu unterbinden. Auf dieser letzten Strecke steigen immer wieder übelriechende Gase auf. Eine Gasmaske ist jedoch nicht erforderlich.

Hier ein Blick vom Teide-Plateau auf den majestätischen Gipfel Pico del Teide (3718 m). Foto: V. Kirres, 2012.

Leider sind inzwischen einige Wolken aufgezogen, so dass die Fernsicht (z.B. auf die anderen kanarischen Inseln) leider nicht gegeben ist. Es ist trotzdem ein überwältigendes Erlebnis, auf dem höchsten Berg Spaniens zu stehen!

Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit beschließen wir den Abstieg nicht zu Fuß anzutreten, sondern die Seilbahn zu nehmen. Auf dem Rückweg zum Hotel bauen wir noch ein paar Fotostopps ein, um die faszinierende Pflanzenwelt und Landschaft des Teide-Plateaus auf unseren Fotos einzufangen.

Im Hotel angekommen reicht die Zeit gerade noch, um sich das Deutschlandtrikot überzustreifen und die anderen Fanartikel anzulegen. Zusammen mit anderen deutschen Touristen freuen wir uns über den 4:2 Sieg Deutschlands über Griechenland innerhalb der Fußball-EM 2012. Ein denkwürdiger Tag geht zu Ende und wird uns in Gedanken noch lange beschäftigen.

Erneut zu unserem Südtiroler Lieblingsberg – dem Langkofel

2012 konnten Wilhelmine und ich vom Bergwandern nicht genug bekommen und so verbrachten wir wenige Wochen nach unserer Teide-Besteigung eine Woche im Grödner Tal (Südtirol). Es ist mittlerweile unser 3. Aufenthalt in diesem wunderschönen Tal und ich vermute auch nicht unser letzter. Was die Natur hier auf engstem Raume geschaffen hat, ist kaum zu überbieten.

Der Anstieg zur Langkofelscharte (2681 m) führt an der Langkofelhütte vorbei. Foto: V. Kirres, 2012.

Wie beim letzten Mal beziehen wir Quartier in einer einfachen Pension in St. Ulrich. Nachdem nun schon 16 Jahre seit unseren letzten Wanderungen hier vergangen sind, machen wir uns auch nicht mehr die Mühe nach neuen Touren zu suchen, sondern gehen nochmal die "alten" Routen. Ob wir die Touren immer noch so aufregend finden wie vor 16 Jahren? Ob wir immer noch so fit sind wie damals? Auf beide Fragen gab es am Ende der Wanderwoche ein klares "Ja" als Antwort!

Eine unserer ersten Wanderungen hier im Grödner Tal führte uns 1996 auf den Langkofel. Mit dabei waren damals natürlich auch unsere beiden Jungs Jochen (9 Jahre) und Steffen (7 Jahre). Es war der Beginn einer Wandertradition wie ich sie als Kind auch erlebt hatte und jetzt gerne weiterführen wollte. Das kam auf Anhieb gut an und ab diesem Jahr war Wandern ein fester Baustein unseres Sommerurlaubs.

Diesmal sind wir nur zu zweit auf Tour, wenn man mal von den doch sehr zahlreichen anderen Touristen absieht, die sich zu dieser Jahreszeit Südtirol als Wanderziel ausgesucht haben. Für heute ist die Umrundung des Langkofels geplant, Aufstieg zur Langkofelhütte (2253 m) und zur Langkofelscharte (2681 m) und dann der Abstieg zum Parkplatz am Ausgangspunkt beim Sellajochhaus.

Wir starten bei sonnigem, aber etwas kühlem Wetter. Somit sind eigentlich optimale Voraussetzungen zum Wandern gegeben. Dass man sich je nach Situation immer wieder mal aus- und wieder anziehen muss, ist in diesen Höhenlagen normal.

Auf dem Friedrich-August-Weg tummeln sich Hunderte von Touristen. Überholen ist schwierig. Zum Glück ist kaum Gegenverkehr, die meisten wandern Richtung Plattkofelhütte. Die Wanderung führt uns zunächst immer am Hang entlang und ist hier nicht besonders schwierig. Immer wieder gibt es wechselnde Aussichten auf Langkofel, Sellagruppe, Marmolada und Schlern. Man ist ständig versucht den Auslöser des Fotoapparats zu betätigen, um möglichst jedes landschaftliche Detail einzufangen.

Wir kommen an der Friedrich-August-Hütte, dem Rifugio S. Pertini und der Plattkofelhütte vorbei. Oberhalb der Langkofelhütte stärken wir uns für den bevorstehenden Aufstieg zur Lankofelscharte. Die verbliebenen 400 Höhenmeter schaffen wir erstaunlich locker und genießen die herrliche Aussicht vom höchsten Punkt unserer heutigen Wanderung.

Beim Abstieg von der Langkofelscharte hat man einen herrlichen Blick auf die imposante Sella-Gruppe. Foto: V. Kirres, 2012.

Vor 16 Jahren haben wir den Anstieg zur Langkofelscharte bei dichtem Nebel bewältigt und ein etwas mulmiges Gefühl dabei gehabt. Heute meint es das Wetter besser mit uns. Wilhelmine schreibt noch eine SMS an unsere Jungs, um von dem guten Gelingen der Mission zu berichten und dann geht es in engen Kehren wieder zurück zum Sellajochhaus.

In St. Ulrich angekommen bummeln wir noch gemütlich durch die Stadt und fangen die letzten Sonnenstrahlen des Tages ein. Nach diesem doch recht anstrengenden Tag muss man sich natürlich auch mal stärken. Diesmal kehren wir im Mauriz-Keller ein, wo wir bereits gute Erfahrung gemacht hatten und beenden hier – zufrieden mit uns und der Welt - einen ereignisreichen Tag.


Autor: Volkmar Kirres

Erstellt: 21. März 2013 - 18:14. Geändert: 21. März 2013 - 21:33.