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Stachelige Freunde
Wer kennt sie nicht die stacheligen Pflanzen, werden sie doch mittlerweile in Massen angeboten in unseren Bauhäusern und Lebensmitteldiscountern. Oft werden sie "geschmückt" mit kleinen Strohblumenblüten ausgestellt, um so leichter an den Mann oder die Frau gebracht zu werden: gemeint sind Kakteen und bei mir hat sich daraus ein Hobby entwickelt.
Wie es dazu kam
Nun, die Anfänge meiner Kakteenleidenschaft liegen mittlerweile schon ca. 35 Jahre zurück. Durch einen "Unfall" kam ich zu meinem ersten Kaktus (daheim standen auf einem Blumenständer auch zwei oder drei Stück "Osterkaktus" und "Schlangenkaktus" gepflegt von meiner Mutter).
Mein erster Kaktus aber, das war ein so genannter Feigenkaktus (lat. Opuntia) und zu dem kam ich so: es war wohl in der sechsten oder siebenten Klasse in Heldsdorf und unser damaliger Botanik- und Erdkundelehrer war Hans Hubbes. Der hatte einen Teil seiner Kakteensammlung zum Überwintern auf die Fensterbank in unseren Klassenraum gestellt.
Da es in den Pausen oft etwas lebhafter zuging, blieb einer meiner Klassenkollegen an einem Kaktus hängen und der lag dann eben am Boden. Ein Stück hatte sich von der stattlichen Pflanze gelöst und wurde mein erster Kaktusableger. Lehrer Hans Hubbes hatte nichts dagegen, ich durfte das Stück "Feigenkaktus" behalten, bewurzelte es in einem Topf mit Sand und der Grundstein für mein Hobby war gelegt.
Eine kleine Sammlung
Mein Interesse an diesen exotischen Pflanzen war nun geweckt und ich nutzte jede Gelegenheit um an neues Material zu kommen. Alles was irgendwie nach Kaktus aussah wurde gesammelt und innerhalb kurzer Zeit entstand eine kleine Sammlung von Kakteen und anderen Sukkulenten, zuerst auf einem Blumenständer, später in einem Frühbeet.
Die Zeit verging, die Zahl der Pflanzen nahm zu und meine Begeisterung für dieses Hobby wurde auch nicht weniger. Ich war immer wieder fasziniert von den Formen der Kakteen und den Farben ihrer Bedornung.
Während meines Militärs 1979 in Braila lernte ich einen großen Kakteensammler, Mathelehrer Dobrota, kennen. Er besaß - für damalige Verhältnisse - eine sehr große Kakteensammlung, war aber leider ein Geizkragen. Das einzige, das ich von ihm ergattern konnte, waren ein paar Kakteensamen von "Bischofsmützen" (lat. Astrophytum ornatum). Ich besitze von dieser Aussaat (1980) noch eine Pflanze welche sich zu einem stattlichen Exemplar entwickelt hat und jedes Jahr aufs Neue blüht.
Faszination Kaktus
Gut, "Und was ist jetzt so interessant an einem Kaktus?" mag der eine oder andere sich wohl fragen. Auf die oft gestellte Frage meiner Mutter: "Hermann, was sollst du aber mit soviel Kakteen?" konnte ich immer nur antworten: "Anschauen". Genau das ist der entscheidende Punkt: das Anschauen, Betrachten. Nimmt man sich Zeit und betrachtet die Pflanzen aus der Nähe, wird man erkennen, dass die Natur hier etwas Großartiges geschaffen hat.
Mich haben die Kakteen immer wieder mit ihren Formen und Farben beeindruckt. Die Bedornung vieler Kakteen ist einfach etwas Herrliches, Einmaliges! Die Blüte ist bei mir nicht ausschlaggebend, aber die Bestätigung einer guten Pflege. Dann ihre Toleranz in der Pflege: auch faszinierend. Sie können Wochen oder sogar Monate lang überleben ohne einen Tropfen Wasser zu kriegen. Die Gattung der "Echinocereen" ("Igelkaktus") bringt nach monatelanger Überwinterung im Keller Knospen hervor, ohne vorher gegossen zu werden!
Hobby in der neuen Heimat
Ein Teil meiner Kakteensammlung wechselte 1988 und 1989 den Standort von Siebenbürgen nach dem goldenen Westen. Hier konnte ich feststellen, dass einem das Sammeln viel einfacher gemacht wird. Überall werden sie, wie anfangs erwähnt, angeboten.
Wer allerdings schöne, gesunde Pflanzen sucht, sollte eine Kakteengärtnerei aufsuchen (Uhlig, Kakteenland Steinfeld, usw.). Außerdem gibt es in Deutschland eine Kakteengesellschaft, es gibt Kakteenvereine, Kakteensamenhändler, Kakteenbörsen und Privatsammler. Jeder der sich intensiver mit der Pflege von Kakteen beschäftigt und auch die wahren Schätze unter ihnen sammeln möchte, dem sei geraten es mit der eigenen Aussaat zu versuchen. Für ein paar Euro kann man seltene Kakteensamen erstehen und mit etwas Geduld hat man nach einiger Zeit blühfähige Pflanzen.
Das Keimen einer Pflanze aus so einem kleinen Samenkorn ist immer wieder ein großartiges Erlebnis. Für ungeduldige Pflanzenliebhaber sind Kakteen leider weniger geeignet, dem Geduldigen aber, dem bereiten sie immer wieder Freude und sind wie ein Fels in der Brandung.
Zur Pflege der Kakteen kann ich hier kurz für Interessierte ein paar Tipps geben: im Sommer brauchen sie Licht, Wasser und etwas Nährstoffe in Form von Kunstdünger. Ohne genügend Licht wird man keinen Erfolg mit Kakteen haben und ganz ohne Wasser kommen auch diese Überlebenskünstler nicht aus. Im Winter sollte man den Kakteen dann eine Ruhepause gönnen, da können sie auch dunkler gehalten werden bei niedrigen Temperaturen und fast oder ganz ohne Wasser. Im Sommer ist ein Aufenthalt im Freien zu empfehlen und für den Anfang muss es nicht ein teures Gewächshaus sein. Ein kleines, belüftbares Frühbeet tut auch seinen Dienst.
Meine aktuelle Sammlung und Pläne für die Zukunft
Ja, wo gesammelt wird, da wird mehr :-) und bei mir haben sich ca. 500 Kakteen angesammelt. Die meisten wurden selber ausgesät, viele dazugekauft. Einige wenige habe ich geschenkt gekriegt.
Übrigens, die häufigste Frage zu meiner Kakteensammlung lautet: "Und im Winter?". Untergebracht werden meine Kakteen im Winter im Keller (der größte Teil) und in der Wohnung im Flur und auf Fensterbänken. Ab März und bis in den Spätherbst (je nach Außentemperatur) wandern sie dann in den Garten in die Frühbeete. Dann wird wieder gelebt!
Stark erweitern darf ich meine Kakteensammlung aus Platzmangel jedenfalls nicht mehr. Aber verfeinern werde ich die Auswahl und spezialisieren (seltenere Arten). Aussäen werde ich auch in Zukunft um den Bestand zu erhalten und an Raritäten zu kommen, die man nicht in jedem Bauhaus erstehen kann. Und sollte ich einmal auf einen fernen Planeten auswandern müssen: ein Kaktus wäre sicher in meinem Gepäck.
Danksagung
Oft, wenn ich meine Kakteen betrachte, muss ich - in Dankbarkeit - an gute Menschen denken, die mit dazu beigetragen haben, dass ich eine beträchtliche Anzahl Kakteen besitzen und pflegen darf.
Der berühmte und fast jedem bekannte "Schwiegermutterstuhl" (lat. Echinocactus grusonii) war im früheren, kommunistischen Rumänien eine Seltenheit und fast nicht zu erstehen. Ein älterer, kranker Mann aus Kronstadt besaß zwei Exemplare dieser begehrten Art. Er schenkte mir einen davon! Der gute Herr ruht schon Jahrzehnte in Gottes Acker, den Kaktus pflege ich noch immer und werde den freigiebigen Mann nie vergessen.
Einen anderen Kaktus, "Ferocactus histrix", erhielt ich als Sämling von einem viel zu früh verstorbenen Heldsdörfer (Günter Lang wurde nur 25 Jahre alt).
Meinen Eltern und meiner Familie werde ich auch immer dankbar sein für die Toleranz gegenüber meinem Hobby. Für unsere Kinder Doris und Lisa war es auch ganz normal, dass immer irgendwo im Haus oder Garten Kakteen herum standen. Auch als kleine Kinder haben sie sich nicht an den Stacheln der Kakteen "gepiekst".
Danke auch meinen Schwiegereltern Hans und Rosi Donath. In ihrer "federscht Stuf" ("gute Stube") in Tartlau haben meine Kakteen auch überwintern dürfen. Man sieht, Schenkungen oder gute Taten tragen dazu bei, Menschen in Erinnerung zu behalten!
Kakteenlinks
Deutsche Kakteen-Gesellschaft e. V.
Vereinigung der Kakteenfreunde Württembergs
Köhres-Kakteen (Kakteen, Kakteensamen, Tillandsien)
Fotos: Hermann Martin
Erstellt: 18. Dezember 2009 - 12:57. Geändert: 24. März 2011 - 21:06.
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