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Kirchenburg Tartlau - UNESCO-Welterbestätte seit 1999

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Forellenzucht Els in Tartlau

Martin Els war ein Mann mit Initiative. Sein Tun könnte man unter das Motto stellen "Er kam, sah und handelte". Als Forellenzüchter hat er Erfolge verzeichnet, als Mensch war er beliebt und auch Persönlichkeiten suchten seine Gesellschaft.

Die Vorgeschichte

Martin Els wurde 1891 in Wolkendorf bei Kronstadt geboren. Während des Ersten Weltkriegs wurde er ins Österreichisch-Ungarische Heer eingegliedert. Nach harten Kämpfen, die er in Italien miterlebt hatte, kehrte er am Ende des Krieges wieder in sein Elternhaus zurück.

Martin Els, Italien 1918 - in Gedanken bei Anni.

Mehr oder weniger zufällig, besuchte er bald darauf seinen Tartlauer Kriegskameraden Johann Beni aus der Äschergasse, der ihm so manches aus und über diesen Ort erzählt hatte. Martin Els scheute es nicht, nach der 12. Isonzoschlacht in Italien, in die 13. "Eroberungsschlacht" zu ziehen - nach Tartlau, wo er für immer das Herz von Anna Rhein, seiner zukünftigen Ehefrau, eroberte.

Gründung und Ausbau der Forellenzucht

Tartlau ist eine große und bestimmt die wasserreichste Gemeinde des Burzenlandes. Das gute und im Überfluss vorhandene Wasser war auch der Grund dafür, dass schon vor etlichen Jahren hier die Forellenzucht als heimische, typische Beschäftigung für den Hausgebrauch aufkam.

Forellenzucht des Martin Els, Tartlau um 1940. Teilansicht mit Blick auf die Kirchenburg. Oben im Bild v.l.n.r.: Anna, Erna und Martin Els. Weitere Personen sind unbekannt.

Martin Els, ein leidenschaftlicher Fischer, gründete im Jahre 1936 zusammen mit Heinrich Schunn, Zeichenprofessor an der Honterusschule in Kronstadt, die erste intensive Forellenzucht und Teichwirtschaft in Tartlau. Sie erstreckte sich über eine Fläche von über 1000 m².

Anfangs konnten die laufenden Bedürfnisse der Gastwirtschaften (u.a. "Hotel Krone" in Kronstadt) noch entsprechend befriedigt werden. Doch bald kamen über H. Schunn weitere Aufträge vom Hotel-Restaurant "ARO" dazu.

Um mit dem wachsenden Bedarf Schritt halten zu können, wurden die Teichflächen alsbald vergrößert und mit umsichtiger Betriebsführung konnte so manches Ziel erreicht werden.

Angeln mit der Prominenz

Von nah und fern kamen schon bald viele Bekannte, Neugierige oder auch Persönlichkeiten von höherem Rang mit der Absicht, sich diese Sehenswürdigkeit unmittelbar zu Gemüte zu führen. Bei diesen Gelegenheiten wurden dann am sogenannten "Historischen Tisch", der im Hof, von Blumen umgeben, neben einem der Teiche stand, so manche Gespräche geführt. Der bekannte Schriftsteller Mihai Sadoveanu, zum Beispiel, hat einigen seiner Romane den sogenannten "letzten Schliff" an diesem Tisch gegeben, aber auch so manches Thema für neue Romane reifte hier.

Oft gingen die beiden Männer, ausgerüstet mit ihren Angelutensilien, zum Forellenfang in die Tartlauer Gewässer. Einmal, zuhause wieder angekommen, stichelte Martin, weil der Fang von Sadoveanu wieder ziemlich mager ausgefallen war:
"Heute muss deine Vorführung mit den Würmern an der Angel den Fischen besonders gut gefallen haben, denn statt zuzuschnappen, waren sie so begeistert, dass sie deine Würmer alle verschont haben."
"Martin, du hast leicht reden, ich bin hier fremd, du aber bist bekannt bei den Fischen , deshalb lassen sie bei dir den Wurm ruhig in ihre Mundhöhle, und ehe sie's wahrnehmen, hängen sie bereits am Haken."
"Mihai, die Fische wollen oder wollen auch nicht anbeißen."
"Ja dann ... kann es ja eigentlich nur noch besser werden."

Nicht selten, nicht unangemeldet, aber immer gerne kam Ion Gheorghe Maurer, rumänischer Politiker und späterer Ministerpräsident, während seiner Amtszeit an den so genannten "Historischen Tisch", um sich einerseits für eine Weile zu entspannen und andererseits, um über Angelegenheiten familiärer Natur mit sich ins Reine zu kommen.

Persönliches über Martin Els

Der Reporter Willi Zeidner sagte unter anderem: "Es lohnt sich immer wieder, die Ortschaft Tartlau zu besuchen, sie ist ein Kapitel und Teilstück unserer Burzenländer Geschichte. Ja und beim "Forellen-Els" musste ich auch vorbei; nur Mut und das Türel aufgemacht und mit dem rüstigen Alten, der in der Au die Forellenzucht in seinem Kopf ausgebrütet und dann ins gute Tartlauer Wasser gelegt hatte, ja mit diesem alten Graukopf ließ sich im Gespräch nicht nur über's Wetter palavern, sondern unter anderem, auch über die Regenbogenforellen."

Und weiter schreibt Willi Zeidner: "Als Rentner sitzt er oft am Teich, so auch heute, wobei er mich auf die Bewegungen der einzelnen Regenbogenforellen mit ihren roten Punkten aufmerksam machte. Er verfolgte und kannte, während sie im Teich in entgegengesetzter Uhrzeigerrichtung, ununterbrochen kreisten, fast jede Forelle und hätte sie beim Namen, hätten sie einen gehabt, nennen können. Es war immer lehrreich und schön, sich mit diesem Mann, nun schon im fortgeschrittenen Alter, zu unterhalten."

Der berühmte, gebürtige Tartlauer Arzt, Dr. Butt, kam während seines Urlaubs aus Deutschland zu Besuch und sagte: "Ich möchte heute nicht als Arzt, sondern als alter Freund meinen jungen Martin begrüßen." Sie saßen am Tisch und ließen sich während eines regen Plauderstündchen die von der "Hausherrin" zubereiteten Forellen bei einem Gläschen Wein munden.

"Heute schmeckt die Fischspeise aber besonders gut", stellte Dr. Butt fest, "mein Gaumen findet sie sogar noch köstlicher als die, die wir zuletzt gegessen haben."
"Da muss ich dir voll und ganz zustimmen, Hans," entgegnete Martin zweideutig, "denn die heute servierten Forellen sind 25 Jahre jünger als die damaligen." - Außerdem stammten sie diesmal nicht aus einer Intensiv-, sondern aus einer nun Kleinwirtschaft, für den Hausgebrauch. Die Enteignung hatte bereits stattgefunden.

Auf die von Dr. Butt diskret gestellte Frage, ob er denn früher oder später mal nach Deutschland übersiedeln möchte, antwortete Martin Els: "Nein, ich möchte hier bei meinen Fischen bleiben." - Und dabei blieb es auch; er bereute es nie.

"Am 26. Mai 1981, am Gerda-Tag
abends, er noch die Fische kreisend im Teiche sah
und sich dann in sein Bette lag,
von wo er aufstand nimmer.
Am zweiten Tag
führten wir ihn aus seinem Zimmer -
in die Ewigkeit,
zu Gott, dem Herrn, für "immer".

Generationen kommen,
Generationen gehen,
lernt verstehen...
EINST MÜSSEN AUCH WIR GEHEN"

(Aus: Familien-Chronik Johann Junesch, Schwarzenbruck.)


Quellen: Familienchronik und Familienalbum Junesch

Autor: Johann Junesch

Erstellt: 5. Dezember 2009 - 12:44. Geändert: 3. Mai 2010 - 11:30.