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Kirchenburg Tartlau - UNESCO-Welterbestätte seit 1999

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Tartlauer feierten 25jähriges Jubiläum

Eine Ära ist beim 13. Nachbarschaftstreffen der Tartlauer zu Ende gegangen: Nachbarvater Michael Trein, einer der dienstältesten HOG-Vorsitzenden in Deutschland, gab sein Amt an einen Jüngeren weiter. Zu ihrer 25jährigen Jubiläumsfeier seit Gründung der 9. Nachbarschaft in Deutschland kamen am 24. Juni 2006 über 400 Tartlauer in der wunderbar dekorierten Turn- und Festhalle in Crailsheim-Ingersheim zusammen. Das Treffen war eingebettet in das kulturelle und gesellschaftliche Leben der Stadt Crailsheim und bildete einen Höhepunkt in deren Veranstaltungskalender in diesem Sommer.

Die Halle war festlich herausgeputzt. An der Bühnenfront war unser Motto "Der neuen Heimat dienen, die alte nicht vergessen" angebracht und seitlich hingen Tartlaus blaue Marktfahne und die rote Feuerwehrfahne. Am Rednerpult war der Spruch "Lass die Fremde zur Heimat werden, aber nie die Heimat zur Fremde" zu lesen.

Zahlreiche Helfer hatten eine informative Ausstellung zusammengetragen. Fünf wunderschöne Trachtenpuppen in Mädchen-, Frauen- und Jungentracht hatte Rosi Göbbel aus Crailsheim in unzähligen Stunden angefertigt und gemeinsam mit Heidrun Trein ausgestellt. Die seinerzeit von Kurt Copony erstellte Tartlauer Kirchenburg in Miniatur wurde ebenso präsentiert wie Fotoalben mit Bildern von früheren Treffen und aktuellen Bildern aus Tartlau sowie Großaufnahmen und Presseberichte über Hilfstransporte nach Tartlau, den Friedhofeinsatz im Jahr 2000 u.a. Paul Salmen hatte eine Dokumentation über die Gründung der Nachbarschaft vor 25 Jahren (mit dem ersten Protokoll von 1981), über den aktuellen Stand der Ahnenforschung und Bilder aus dem Archiv der 9. Nachbarschaft zusammengetragen. Ebenfalls Salmen hatte zwei Sonderhefte über die Nachkommen des Reformators Johannes Honterus, dessen Sohn Pfarrer in Tartlau war, und die Nachkommen des Johann Türk erstellt. Die Kirchenburg, die als Kulisse auf der Bühne diente, hatte Christian Brenndörfer angefertigt und der Tartlauer Nachbarschaft übergeben.

Der scheidende Nachbarvater Michael Trein am Rednerpult. Foto: Dr. Wolfgang Trein, 2006.

Nachbarvater Michael Trein, Organisator des Treffens, begrüßte die Tartlauer und deren Gäste aufs Herzlichste, darunter Andreas Raab, Oberbürgermeister der gastgebenden Stadt, Pfarrer Rainer Köpf, Pfarrer i.R. Bernddieter Schobel und Michael Konnerth, Vorsitzender des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften, und bedankte sich bei allen Helfern, die an der Ausstellung mitgewirkt hatten.

Oberbürgermeister Raab betonte in seinem Grußwort, dass die Siebenbürger Sachsen große Integrationsbereitschaft bewiesen hätten und eine Bereicherung für dieses Land seien. Man habe vieles aufgegeben und verloren, habe aber auch guten Grund, sich hier, in der neuen Heimat, wohl zu fühlen. Der siebenbürgisch-sächsische Pfarrer i.R. Schobel betonte die Bedeutung der Nachbarschaften in Siebenbürgen, die in Deutschland neu gegründet wurden und auch hier eine wichtige Rolle erfüllten.

Einen weiteren Höhepunkt des Treffens bildete der Gottesdienst, gestaltet von Pfarrer Rainer Köpf und musikalisch umrahmt von der Tartlauer Blaskapelle und dem Tartlauer gemischten Chor unter der Leitung von Hans Bruss. In seiner beeindruckenden Predigt ging Pfarrer Köpf auf die alte Heimat und die Aussiedlung der Sachsen ein. Die Vertreibung und Flucht seien schon in der Bibel beschrieben worden und bedeuteten den Anfang der Suche nach neuer Heimat. Die einmalige Tartlauer Kirchenburg habe ihn fasziniert, als er vor einigen Jahren mit einer Gruppe Siebenbürgen besucht hatte. Diese Verbindung war durch Familie Alfred Michael und Renate Götz aus Tartlau zustande gekommen, die Mesner bei Pfarrer Köpf in Satteldorf ist.

Die darauf folgende Totenehrung und Kranzniederlegung durch Nachbarvater Trein, die Jugendreferenten Christiane Copony und Heinz Löx sowie die Tartlauer Blaskapelle, die zwei Stücke, u.a. "Ich hatt' einen Kameraden" spielte, ließ manches Auge feucht werden. Der gemischte Chor trug anschließend einige Lieder vor, die Blaskapelle spielte mehrere Stücke, wobei Nachbarvater Trein an der Trommel mitwirkte.

Den Rechenschaftsbericht zum Vergleichstag trug am Nachmittag Michael Trein vor. Der Nachbarvater erinnerte an die Gründung der 9. Tartlauer Nachbarschaft im Jahr 1981 in Dinkelsbühl und sagte: "Tradition heißt nicht, die Asche aufheben, sondern die Flamme weiterreichen." Der Vorstand könne heute ein überwiegend positives Ergebnis vorweisen. Es sei gelungen, eine kontinuierliche Nachbarschaft aufzubauen, wobei sich der Vorstand an den Bedürfnissen der Menschen orientiert habe. Die Treffen und auch das Tartlauer Wort seien sehr beliebt. Trein rief die Tartlauer auf, sich noch aktiver an der Gestaltung des Heimatblattes zu beteiligen, Artikel und Familiennachrichten rechtzeitig einzusenden sowie das Gemeinschaftsleben aufrechtzuerhalten und somit auch junge Mitglieder zu begeistern. "Unzureichend" sei der Stand der Ahnenforschung und Dokumentation im Berichtszeitraum (2002-2006), bedauerte der Nachbarvater. Paul Salmen habe sich dieser aufwändigen Arbeit gewidmet und unter schweren Bedingungen schon während der kommunistischen Zeit, Material gesammelt. An dieser Arbeit müssten sich mehrere Tartlauer beteiligen, denn schließlich sei es nicht nur interessant zu wissen, wer seine Ahnen waren, sondern die Informationen dienten auch der Erstellung unseres Heimatbuches, das andere Gemeinden schon längst hätten. Bedauerlich fand Trein auch, dass unsere Trachtengruppe zu Pfingsten in Dinkelsbühl immer kleiner werde und dass Tartlau zu einer "Minigruppe" geschrumpft sei. Die Tartlauer Blaskapelle jedoch, der gemischte Chor sowie die Männersinggruppe, unter der Leitung von Hans Bruss, seien der ganze Stolz der Tartlauer und erfreuten immer wieder durch ihr musikalisches Können. Trein lobte auch die Jugendarbeit, die durch zwei sehr aktive Referenten, Christiane Copony und Heinz Löx, hervorragend besetzt sei, die sich sowohl kulturell als auch sportlich sehr gut einbringen würden. So sei es in den letzten zwei Jahren beispielsweise gelungen, eine Fußballmannschaft mit dem Tartlauer Wappen am Trikot aufzubauen. Auch die Kasse, derer sich Rosi Plontsch angenommen hat, wird ordnungsgemäß und vorbildlich geführt. Das neue Adressenverzeichnis, das der Kontaktpflege zwischen den verstreut lebenden Tartlauer dient, wird der Weihnachtsausgabe des Tartlauer Worts beigelegt. Abschließend dankte Trein allen Landsleuten, die dem Vorstand von der ersten Stunde an die Treue gehalten, dem Wohle unserer Gemeinschaft gedient und zum Erhalt unserer Geschlossenheit beigetragen haben.

Nach dem Bericht der Kassierin und der Kassenprüfer (Heidi Haydo und Hermann Junesch bescheinigten der Kassierin Rosi Plontsch eine tadellose Kassenführung) wurden Vorstandsmitglieder geehrt. Die Silberne Ehrennadel des HOG-Verbandes wurde an Wolfgang Steiner, Peter Kurmes, Stefan Dezsö und Paul Salmen verliehen. Urkunden wurden der Blaskapelle, dem gemischten Chor und der Männersinggruppe als verdienstvolle Kulturformationen ausgestellt. Die Goldene Ehrennadel des HOG-Verbandes wurde an Hans Bruss für den Aufbau, den Einsatz und das musikalische Können der in Deutschland neu konstituierten Kulturformationen und an Nachbarvater Michael Trein überreicht. Trein hatte die 9. Tartlauer Nachbarschaft vor 25 Jahren gegründet und war seither ununterbrochen deren Nachbarvater. Vor 25 Jahren hatte er auch die Kreisgruppe Crailsheim - Schwäbisch Hall aus der Taufe gehoben und war bis vor kurzem deren Vorsitzender. Trein, der einige Jahre auch Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen war, hat als einziger siebenbürgisch-sächsischer Nachbarvater den Bundesverdienstorden der Bundesrepublik Deutschland erhalten. Zudem wurde er mit dem Goldenen Ehrenwappen der Landsmannschaft geehrt. Er wollte vor allem alte Traditionen in landsmannschaftlicher Verbundenheit erhalten und seinen Schicksalsgenossen den Start in der neuen Heimat erleichtern.

Durch seine 25-jährigen ehrenamtliche Tätigkeit, vorbildliche Hilfsbereitschaft, Gerechtigkeit im Umgang mit Menschen und standfeste Haltung hat Michael Trein dafür gesorgt, dass das Tartlauer Gemeinschaftsleben keine Unterbrechung erfährt. Nach der Verleihung der Goldenen Ehrennadel an Trein durch Michael Konnerth gab es minutenlangen Applaus. Als Dank erhielt Trein vom Vorstand der Tartlauer Nachbarschaft einen großen weißen Blumenstrauß, überreicht von Heidrun Trein, einen silberfarbenen Teller mit dem Bild der Tartlauer Kirchenburg und eine Flasche Sekt, überreicht von Rosi Plontsch und Hermann Junesch.

Der neu gewählte Vorstand der Tartlauer Nachbarschaft in Deutschland. Foto: Dr. Wolfgang Trein, 2006.

Nach den Ehrungen wurde der Vorstand entlastet. Nachbarvater Trein dankte den Vorstandsmitgliedern und überreichte jeder Dame einen Blumenstrauß und jedem Herren eine Flasche Wein. Ein besonders herzlicher Dank galt seiner Ehefrau Hermine, die ebenfalls einen Strauß Blumen bekam. Bis auf Paul Salmen schieden alle geehrten Mitglieder, aus Altersgründen, aus dem Vorstand aus. Auch Michael Trein stellte sich nach 25-jähriger Amtszeit nicht mehr zur Verfügung. Unter der Wahlleitung von Michael Konnerth wählten die anwesenden Tartlauer, per Handzeichen, für die nächsten vier Jahre den neuen geschäftsführenden Vorstand: Michael Trein (Alt-Nachbarvater/Ehrenvorsitzender), Hermann Junesch (Nachbarvater), Heidrun Trein (Stellvertreterin des Nachbarvaters und Pressereferentin), Paul Salmen (Referent für Ahnenforschung, Dokumentation und Archiv), Heidrun Haydo (Schriftführerin), Rosi Plontsch (Kassierin), Irmgard Hermann (Kulturreferentin), Christiane Copony und Heinz Löx (Jugendreferenten), Margot Salmen (Beisitzerin), Sigmar Bruss (Beisitzer), Christa Türk und Siegfried Thieser (Kassenprüfer). Damit erfolgte die erhoffte Verjüngung des Vorstands, dessen Durchschnittsalter bei 41 Jahren liegt. Michael Trein wünschte dem neuen Vorstand, er möge "alle offenen Wünsche unserer Mitglieder erfüllen." Tartlau wird demnächst auch im Internet vertreten sein. Diese Aufgabe wurde von Detlef Orendi und Volkmar Kirres übernommen.

Im gemütlichen Teil bot sich die Gelegenheit, Bekannte zu treffen, Erinnerungen und Neuigkeiten auszutauschen. Bis spät nach Mitternacht wurde zu den Klängen des Orchesters "Edelweiß" getanzt, einer sehr guten Stimmungsband, in der auch Tartlauer mitwirken. Abends gab der zehnjährige Marc Trein ein bemerkenswertes Ständchen auf dem Saxophon für seinen Opa (Michael Trein) und dessen Freunde.

Am Ende haben wir mannigfachen Dank abzustatten. Der Dank gilt zunächst der gastgebenden Stadt und Bürgermeister Andreas Raab für die kostenlose Zurverfügungstellung der Räumlichkeiten und sein Grußwort sowie an Pfarrer Schobel, ebenfalls für sein Grußwort. Unser besonderer Dank geht an Pfarrer Rainer Köpf für die ergreifende Predigt. Der Floristin Braun sei für den herrlichen Blumenschmuck, dem Verein Ingersheim mit Vereinschef Wenzelburger für die Bewirtung, den vielen jugendlichen Helfern für das Auf- und Abräumen der Tische und Stühle sowie Hausmeisterin Schneider für die technische Unterstützung und Beschallung gedankt. Desgleichen danken wir den Organisatoren und vielen Helfern für den reibungslosen Ablauf des Treffens. Das gelungene Treffen hat auch unter den Ehrengästen viel Lob und Anerkennung gefunden. In zwei Jahren treffen wir uns wieder!

Der Kranz der Totenehrung wurde am darauf folgenden Montag von Alt-Nachbarvater Michael Trein und dessen Tochter Heidrun nach Dinkelsbühl gebracht und an der Gedenkstätte der Siebenbürger Sachsen niedergelegt.


Quelle: Ersterscheinung in "Siebenbürgische Zeitung", 31.07.2006.

Autor: Heidrun Trein, Michael Trein

Erstellt: 25. Februar 2012 - 18:45. Geändert: 26. Februar 2012 - 13:04.